Im April/Anfang Mai 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal.
In Deutschland wird in diesen Tagen der Befreiung von Hitler-Deutschland und dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht.
Ab dem 17.4.1945 waren Leipzig und die Umgebung vollständig von amerikanischen Truppen eingekesselt. Trotz dieser aussichtslosen Lage für die letzten versprengten Wehrmachtseinheiten wurde noch vereinzelt erbittert Widerstand geleistet. Der damals 16- jährige Hitlerjunge Manfred Pöthig war mit seiner Volkssturmeinheit bei Taucha stationiert. In den frühen Stunden der 17.4. hörten die Jungen starke Motorengeräusche. Ein Spähtrupp entdeckte am Schwarzen Berg eine amerikanische Panzereinheit, und die Volkssturmkompanie zog sich daraufhin nach Taucha zurück. Im Parthebad bewachten 60 Volkssturmleute 2000 ausländische Zwangsarbeiter, die hier die Nacht im Freien zubringen mussten.
Weiße Fahnen retten Taucha vor Zerstörung
Ein Schuljunge teilte dem Stadtamtmann Karl-Hermann Jubisch am Nachmittag des 18. April 1945 mit, dass drei bewaffnete Amerikaner in der Eilenburger Str. auf den Bürgermeister und den örtlichen Polizeiführer warten würden. Das Rote Kreuz sei auch dabei. Sofort begaben sich Stadtamtmann Jubisch und der Polizei-Oberleutnant Lange zu den wartenden amerikanischen Soldaten. Im Beisein einer großen Menge Anwohner verhandelte Jubisch mit dem Truppführer und erklärte, dass die Stadt der Besetzung keinen Widerstand entgegensetzen werde. Als Zeichen sollten weiße Fahnen an den Häusern, vor allem an der Kirche und am Rathaus angebracht werden. Ohne zu zögern wurden alle geforderten Maßnahmen durchgeführt.
Durch sein beherztes Handeln rettete er die Stadt Taucha vor der Zerstörung. Jubisch wurde zunächst als amtierender Bürgermeister eingesetzt. Am 22. Juni 1945 vermerkte er in den Ratsakten der Stadt“. Der gesamte Besetzungsakt hat sich ohne jeden ernstlichen Zwischenfall vollzogen.“
Eilenburgs Verweigerung der Kapitulation hatte schlimme Folgen
So friedlich ging es nicht überall ab. In Eilenburg verhinderte der Kampfkommandant Oberleutnant Bauernfeind die vom Bürgermeister angestrebt friedliche Übergabe der Stadt. Die Folgen waren schwere Zerstörungen in der Stadt mit vielen Toten. Auch der nun in Taucha angekommene 16-jährige Volkssturmmann Manfred Pöthig gab die Waffen nur gegen seinen Willen ab. Als er nach Hause geschickt wurde, geriet er noch mit seinem Vater in Streit, da auch dieser die weiße Fahne gehisst hatte. In der Folgezeit gab es viele Probleme mit der Rückführung, Verpflegung und Versorgung der vielen Zwangsarbeiter aus den Rüstungsbetrieben.
Karl Hermann Jubischs Handeln zur Rettung Tauchas wird gewürdigt
Karl Hermann Jubisch hat in der chaotischen Zeit Taucha vor der Zerstörung gerettet. Als bleibende Erinnerung erhielten eine Straße und eine Sporthalle seinen Namen.
Verdeckt hinter eine Supermarkt-Filiale an der Leipziger Straße befindet sich die Karl – Hermann – Jubisch – Sporthalle. Neben einer Leichtathletikanlage gibt es einen Ringer- und Judoka-Bereich, einen Kraftraum, sowie Räumlichkeiten für die Schach- und Bandoneon-Spieler.
Die Halle kann seit 2005 von allen Vereinen genutzt werden. Die Namensgebung ist eine würdige Erinnerung an die Errettung der Stadt Taucha vor sinnloser Zerstörung in den letzten Kriegstagen.
Reinhard Mütze
AK Heimat- und Regionalgeschichte
Heimatverein Taucha e.V.
Quellen: Steinecke Gerhard: Drei Tage im April Leipzig 1993;
Porzig Detlef: Die Chronik von Taucha Bd. II Heimatverein Taucha
Jubisch Karl Hermann: Taucha
Beglaubigte Abschrift aus den Ratsakten der Stadt vom 22. Juni 1945
Symbol-Foto: Pixabay.com
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Reinhard Rädler