In Anwesenheit der Vizepräsidentin des Sächsischen Landtags, Luise Neuhaus-Wartenberg, Tauchas Bürgermeister Tobias Meier, Stadträten, Vertretern der Steinmetzfirma Hirsch. der Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen sowie vielen interessierten Tauchaern wurde am 24. August 2024 die historische Postmeilensäule Nr. 4 auf dem Weg von Leipzig nach Eilenburg wieder aufgestellt.
Es war das Herzensprojekt des Anfang diesen Jahres plötzlich verstorbenen Schlossvereinsvorsitzenden Jürgen Ullrich, der im Jahre 2011 mit dem Projekt „Grabsanierung der Grabmale General Manteuffels und des Captains Bogue“ beschäftigt war und dabei auf die Säule gestoßen ist, die ihm seit dem nicht mehr losgelassen hat. Seine akribischen Recherchen führten schließlich zum Erfolg. Es meldete sich ein Steinmetz aus Narsdorf – die Firma Naturstein Hirsch-, die vom einstigen Tauchaer Museumsleiter Rolf Dunkel einen Sockelrest der ehemaligen Säule zur Einlagerung erhalten hatte. Zwar musste Ullrich von seinem ursprünglichen Plan, den vom Zahn der Zeit beschädigten historischen Sockel als Museums-Exponat wieder herzurichten, Abstand nehmen, aber dafür reifte in ihm die Idee die Postmeilensäule als Ganzmeilensäulen komplett aus Rochlitzer Porphyr neu zu fertigen. Unterstützung fand er dabei vor allem bei der Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen.
Doch es musste noch ein neuer Standort gefunden werden, der alte war verbaut und mit Bäumen umsäumt, und damit für ein einzelnstehendes Denkmal ungeeignet. Gemeinsam mit Tauchaer Bürgermeister wurde man auf der Verkehrsinsel an der neugestalteten B 87-Doppelkreuzung Leipziger/Portitzer/ Graßdorfer Straße fündig. Dort kann die Säule nun auf einem städtischen Grundstück von allen Seiten aus gesehen und ihre Wirkung voll entfalten.
2019 gab Jürgen Ullrich den Auftrag an den Steinmetz zur Neuerrichtung. Doch durch viele (vor allem Corona bedingten) Verzögerungen, konnte die Säule nun erst am 24. August eingeweiht werden. Jürgen Ullrich war es nicht mehr vergönnt gewesen, die Verwirklichung seines Herzensprojektes mit zu erleben. Aber wie sagte seine Tochter zu den zahlreichen Anwesenden: „Mein Vater wäre ganz Stolz auf Euch“ und dankte insbesondere ihrer Mutter Susanne, die das Projekt gemeinsam mit dem Schlossverein zu Ende gebracht hat. Der neue Schlossvereinsvorsitzen der Hans-Jörg Moldenhauer schloss seine Rede zur Eröffnung mit den bewegten Worten: „Die Postmeilensäule wird immer mit seinem Wirken in Verbindung stehen und in unserer Erinnerung bleiben“.
Als Gesandter des sächsischen Hofes eröffnete Graf Georg Carl von Haugwitz in der Figur des historischen Darstellers Manfred Twarog die Zeremonie, dass der Befehl seines Vorgesetzten König Friedrich August vom 1.9.1721 zur Errichtung von Postmeilensäulen endlich durchgeführt wird.
Für Bürgermeister Tobias Meier ist die wiedererrichtete Säule ein Symbol für die heutige historische Verbundenheit der sächsischen Gemeinden. Auf der 3,86 m hohen Säule stehen nun in schwarzer Schrift die Jahreszahl 1723 und die Anzahl der jeweiligen Wegestunden nach Eilenburg (3,5 Std.) und nach Torgau (9,5 Std.) und Leipzig (2 Std.). Die auf der Säule angegebenen Entfernungsangaben wurden damals übrigens mit einem von Adam Friedrich Zürner aus Skassa (1679 – 1742) speziell konstruierten Messwagen in Form eines kursächsischen Reisegepäckwagens exakt ermittelt. Dabei gab das Hinterrad des Wagens mit dem Umfang einer Dresdner Rute (4,531 m) jede Umdrehung mittels einer Kette an ein Zählwerk im Wagen weiter.
Zu den Gästen der feierlichen Einweihung der Postmeilensäule zählte auch eine Delegation aus der Region Auvergne-Rhône-Alpes in Frankreich, wo sich Tauchas Partnerstädte Chadrac und Espaly befinden. Gemeinsam mit dem Partnerschaftsverein „Freundeskreis Taucha–Chadrac-Espaly e. V.“ feiern sie zum Stadtfest die 32 Jahre gelebte Städtepartnerschaft. Für die französischen Gäste wurde die Eröffnungsreden extra durch einen Dolmetscher übersetzt.
Hoffen wir, dass sich Jürgen Ullrichs Prophezeiung „Die Säule an diesem Standort wird ein beliebtes Fotomotiv für Touristen oder Hochzeitspaare“ erfüllt. Die Einweihung war zumindest ein sehr guter Anfang zumal sich alle Anwesenden in der historischen Chronik von Taucha verewigen konnten.
Text: Mathias Kudra; Fotos; Reinhard Rädler