Das Jahr 2020 ist für Taucha und seine Ortsteile Sehlis und Seegeritz ein Jubiläumsjahr. Während die Parthestadt 850 Jahre alt wurde und das Rittergutsschloss den 800. Jahrestag seines Bestehens beging, blieben die dazu ursprünglich geplanten Festivitäten coronabedingt ungefeiert.
So nutzten die Seegeritzer den 670. Jahrestag der Ersterwähnung des Ortes zur Eröffnung wenigstens zu einer Ausstellung über die Geschichte ihres Dorfes.
„Es sollte ein rauschendes Fest werden – viele werden sich an unsere Dorffeste erinnern – aber Corona bremste uns diesmal aus. So wollten wir wenigstens mit einer Ausstellung einen kleinen Ersatz bieten“, sagte Monika Thalheim, die Vorsitzende der Ortsgemeinschaft (OG) Seegeritz. „Ich wünschte mir auch zu den Gottesdiensten ein so volles Haus, aber es zeigt auch, dass die Seegeritzer Interesse haben, sich ihrer Geschichte zu erinnern“, freute Gemeindepfarrer Nico Piehler angesichts der vollbesetzten Kirche St. Katharina über den Zuspruch
Nach der Begrüßung informierte der Plaußiger Natur- und Heimatfreund Bernd Hoffmann die aufmerksam lauschenden Gäste über die erdgeschichtliche und historische Entstehung des Ortes, dessen geografische Bezeichnung wahrscheinlich auf „za gora“ (Dorf hinter dem Berg) zurückgeht. Im Laufe der Zeit entstand daraus „Segiricz“ und „Segericz“. Es soll auch noch andere Bezeichnungen der Ursprung gewesen sein, wie etwa „Zagarici“ – das Dorf des Waldbrenners.
Unter dem Motto „Was unsere Urgroßeltern über Seegeritz erzählen würden“ hat die OG, gemeinsam mit Mitgliedern der Kirchgemeinde Plaußig-Hohenheida, Dokumente, Schriftstücke und aufbereitete Texte zusammengetragen und auf 10 Aufstellern thematisch angeordnet. „Wir wurden von vielen Helfern direkt und im Hintergrund unterstützt. Sie alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen.“,war die OG-Vorsitzende voll des Dankes. Viel Material kam aus einem Fotoalbum der Kirchgemeinde sowie aus einem Nachlass der inzwischen verstorbenen Marianne Moßler und aus Detlef Porzigs „Chronik von Taucha“. Anhand von Plänen war zu sehen, dass der Dorfteich früher einmal viel größer war. Das Seegeritz mal mit dem Restaurant „Zur Schmiede“ und der „Gaststätte Idyll“ zwei Einkehrstätten hatte, die es aber beide nicht mehr gibt, bedauern viele. Ins „Idyll“ kamen mehrfach sogar die Leipziger Thomaner zur Auftritten bei der sogenannten „Seegeritzer Spritze“.
Es gibt sogar ein Lied „Die Portitzer Mühle“, dass 1933 dem damaligen Gastwirt Lang gewidmet war. „Drunten an der Mühle sitz ich stundenlang und beim Wellenspiele, tönet innig mein Gesang“, heißt es in einer Zeile. Zum freudigen Erstaunen der Gäste, spielten Kantorin Ruth Schmidt am Klavier und der Seegritzer „Jugend musiziert“-Preisträger Marius Hipper auf der Querflöte dieses Lied im Rahmenprogramm der Ausstellungseröffnung. In weiteren Darbietungen von Mozart über Gluck bis hin zu einem jazzigen Stück wirkten dabei auch Natalie Hipper auf der Flöte und die Leipzigerin Babett Lehnert am Klavier mit.
„Wir sind weiter an historischen Dokumenten und Gegenständen interessiert“, rief OG-Mitglied Christiane Kühn die Seegeritzer auf, in Kellern, Schubladen und Dachböden nach Sachzeugen zu kramen. Auf ihre Frage „Wer kennt Eduard Oelzner?“, meldete sich spontan Wolfgang Dittman aus Krostitz, der in der LVZ auf die Ausstellung in seiner ehemaligen Heimat aufmerksam geworden war. Der 86-Jährige hat von 1934 bis 1949 in Seegeritz gewohnt und wusste, „Der stammt aus der Familie von Fleischer Oelzner“. Er wusste noch etliches mehr aus alter Zeit.
In coronagerechten Kleingruppen nahmen die Besucher geführt und individuell die Exponate in Augeschein und tauschten sich dabei über ihre Seegeritzer Erinnerungen aus und setzten die Gespräche später beim gemütlichen Kaffeetrinken fort.
Die Ausstellung bleibt noch mindestens bis in den Oktober hinein stehen. Am 18. Oktober von 10 bis 12 Uhr sind die Türen der Kirche St. Katharina zu einer Besichtigung geöffnet.
Kontakt für Hinweise zur Ortsgeschichte: ortsgemeinschaft.seegeritz@gmx.de
Text und Fotos: Reinhard Rädler